Ein Blog von Ben Cackett
Die südkoreanische Wirtschaftsstruktur lässt sich wohl kaum mit einer
europäischen Wirtschaftsstruktur vergleichen. Innerhalb von 60 Jahren, also seit
1960, ist die südkoreanische Wirtschaftsleistung um das 150-Fache gestiegen und
zählt heute als Hightech-Industrieland. Aber wie ist es dazu überhaupt gekommen?
Im Jahr 1960 galt Südkorea als eines der ärmsten Länder der Welt, das lag
einerseits am Koreakrieg anderseits aber auch an der in der Geschichte
wiederholten Besatzung des Landes durch Länder wie Japan und der Mandschurei.
Die Unabhängigkeit des Landes verschaffte der Wirtschaft dort daher ein riesiges
Wachstum – diesen Anstieg wurde von 1961 bis 1979 unter einem
„wirtschaftsdiktatorischem System“ verzeichnet.
Erst 1988 schafft es Südkorea, sich in ein demokratisches Land zu entwickeln.
Dieses Jahr wird daher als Wendepunkt Südkoreas angesehen, sowohl politisch als
auch gesellschaftlich. Doch das erklärt noch lange nicht, wieso die Wirtschaft
Südkoreas so einen positiven Kurs eingenommen hat. Ein großer Teil des Erfolgs
lässt sich jedoch auf die Chaebols, das sind Familien geleitete Mischkonzerne,
zurückführen.
Diese wurden stark gefördert und zählen heute zu den größten Firmenkonglomeraten
der Welt, zu diesen gehören beispielsweise LG, Samsung und Hyundai. Am Beispiel
Samsung kann man auch die Wichtigkeit dieser Chaebols zeigen. Samsung allein
erwirtschaftet 2014 ca. 17% des südkoreanischen BIPs. Alle Chaebols zusammen,
das sind 64, machen 2019 ca. 84% des BIPs aus. Jedoch beschäftigen sie nur ca.
11% des Arbeitsmarkts.
Wenn diese Konzerne so viel Geld produzieren können, wieso versucht man das dann
nicht auch hier? Das liegt nicht nur daran, dass die Mentalität in Europa anders
ist, sondern auch, dass diese Chaebols Probleme verursachen.
Eines dieser Problem lässt sich leicht analysieren. Wenn diese Konzerne 84% der
Wirtschaft ausmachen, dann haben sie auch massiven Einfluss auf die Politik
Südkoreas. Oft werden führende Mitglieder von Chaebols wegen z.B.
Steuerhinterziehung angeklagt, doch zu wirklichen Strafen kommt es bei diesen
Klagen normalerweise nicht.
Weiters entstehen durch diesen Einfluss, Monopole innerhalb von Südkorea. Der
Staat macht trotz vieler Freihandelsabkommen, protektionistische Politik. Ein
aktuelles Beispiel dazu wäre Spotifys mittlerweile geglückte Expansion nach
Südkorea. Der Musik-Streaming Dienst,hat es erst mit Beginn 2021 geschafft, in
den südkoreanischen Markt einzusteigen.
Natürlich gibt es noch andere Faktoren, welche das Wachstum angetrieben hat. So
liegt Südkorea im „Ease of doing Businnes Ranking“ auf Platz 4, vor Ländern wie
zum Beispiel die USA, das ist für viele ein Anreiz, in Südkorea ihr Geld zu
investieren. Weiters setzt Südkorea massiv auf Innovation, 4.23 % des BIPs
werden in die Forschung investiert, in Deutschland sind es 2,9 %.
Was das Wunderkind des Kapitalismus, Südkorea noch in sich hat wird sich noch
zeigen. Eins ist jedoch klar, das Wirtschaftsmodell Südkoreas hat sich bis jetzt
erfolgreich gezeigt und in der Kulturbranche scheint man nun auch den nächsten
Wirtschaftszweig gefunden zu haben, den der Staat gewaltig fördern möchte. So
explodiert die Beliebtheit von K-Pop und K-Dramas zurzeit.
Quellen:
https://www.geschkult.fu-berlin.de/e/geschichte_koreas/modul4/gegenwart/zweiKorea/index.html
https://www.wko.at/service/aussenwirtschaft/die-suedkoreanische-wirtschaft.html
https://www.handelsblatt.com/politik/international/oekonomie-der-chaebols-dauerrivalitaet-mit-dem-norden-pusht-suedkoreaner/6787318-2.html
http://english.hani.co.kr/arti/english_edition/e_business/949236.html
https://en.wikipedia.org/wiki/Chaebol
https://www.businessinsider.de/wirtschaft/spotify-apple-music-bei-der-expansion-der-musik-streaming-anbieter-gibt-es-probleme/
https://www.stlouisfed.org/on-the-economy/2018/march/how-south-korea-economy-develop-quickly