Psychische Gesundheit

Ein Blog von Sofija Pavlovic

 

 


 

DIE GESCHICHTE VON PSYCHISCHER GESUNDHEIT

 

Vergangenheit

In der Vergangenheit sah man psychische Probleme als das Werk böser Geister, Dämonen, Götter oder Hexen, die die Kontrolle über die Person übernahmen.

Bei den Höhlenmenschen nahm man ein Steininstrument, das als Trepan bekannt ist, um den Schädel aufzubohren und „die bösen Geister“ rauszulassen. Sie glaubten, dass das psychische Leiden so beendet werden kann. Diese Technik heißt Trepanation.

Frühe griechische, hebräische, ägyptische und chinesische Kulturen wollten dies durch Exorzismus erreichen. Sie verwendeten Gebete, Magie, Lärm, peitschten die betroffenen Personen aus, ließen sie (ver-) hungern, oder gaben ihnen schrecklich schmeckende Getränke um so „die bösen Geister“ aus dem Körper des Leidenden zu treiben.

Römische Ärzte versuchten genau das Gegenteil. Sie versuchten das Leiden mit Massagen und warmen Bädern zu beenden. „contrariis contrarius“ (Gegensatz zu Gegensatz) war ein Konzept, welches die Römer praktizierten. Zum Beispiel gaben sie einer betroffenen Person ein kaltes Getränk in einem warmen Bad. Sie wollten ein Gleichgewicht im physischen und mentalen Bereich herstellen.

Hippokrates, ein griechischer Arzt behauptete, dass psychische Störungen auftraten, wenn sich die Körpersäfte in einem Ungleichgewicht befanden. (Körpersäfte: Blut im Herzen, schwarze Galle aus der Milz, gelbe Galle aus der Leber, Schleim aus dem Gehirn). Ein Beispiel dafür wäre ein Überschuss an gelber Galle, der laut dem Arzt Manie verursachte. Ein Überschuss an schwarzer Galle würde Depression verursachen. Er glaubte deswegen, dass zB. Medikamente für die Leber auch die Manie heilen würden.

Planton, ein griechischer Philosoph, war der Erste, der sagte, dass psychisch kranke Menschen nicht an ihrem eigenen Leiden schuld sind und deswegen auch nicht bestraft oder schlecht behandelt werden sollten. Er betonte auch, dass das Umfeld und die Familie der Betroffenen ebenfalls verantwortlich sind an der psychischen Lage der Person.

Im Mittelalter wurden die bisherigen Fortschritte wieder vernichtet. Die Kirche hatte große Macht und sie fingen erneut an, psychische Erkrankungen als Besessenheit durch den Teufel zu erklären. Exorzismus, Auspeitschen, Gebete, Weihwasser und weiteres wurden erneut verwendet, in der Hoffnung, den Betroffenen zu helfen. Wenn sie merkten, dass die Lage der Person sich nicht verbessert, wurden die Erkrankten sogar eingesperrt, geschlagen oder im schlimmsten Fall auch hingerichtet. Glücklicherweise gewannen Medizin und Wissenschaft gegen Ende des Mittelalters erneut an Macht.

Mit dem Aufstieg des Humanismus in der Renaissance wurde auch immer mehr das menschliche Wohl und die Einzigartigkeit des Individuums betont. Der Geist sei, genau wie der Körper, anfällig auf Krankheiten.

 

Im 16. Jahrhundert wurden, zuerst mit guter Absicht, Krankenhäuser und Klöster in Anstalten (Asyle) umgewandelt. Als jedoch zu viele Patienten kamen, fingen die Arbeiter immer mehr an, ihre Patienten nicht-menschlich zu behandeln. 1547 wurde zum Beispiel das Bethlem Hospital in London eröffnet. Das Ziel war nicht den Menschen zu helfen, sondern sie einzusperren. Wegen der Grausamkeiten in dieser Anstalt, wurde sie schnell zu einer Touristenattraktion.

Nach Jahrhunderten von Quälerei und Freiheitsberaubung fing man im 19.-20. Jahrhundert an, Patienten humaner zu behandeln und sie zu entlassen, da man erhebliche Verbesserungen bemerkte.

In den 1950ern wurden erstmals psychiatrische Medikamente zur Behandlung psychischer Erkrankungen eingesetzt und man merkte eine fast sofortige Wirkung.

 

Gegenwart

Heutzutage gibt es anstelle von Anstalten psychiatrische Krankenhäuser, vor allem auch mit dem Schwerpunkt, die Patienten nur recht kurz im Krankenhaus zu behalten. Psychisch erkrankte Menschen werden auch nicht immer in ein Krankenhaus eingeliefert. Meistens sprechen sie zuerst mit ihrem Hausarzt, der ihnen eine Überweisung für einen Therapeuten geben könnte. Es gibt für fast jedes Thema einen eigenen Therapeuten. Ob es sich um Ehe- oder Familienprobleme handelt, man in der Schule den Schulpsychologen besuchen will, zu einem Psychiater gehen möchte, usw., die Auswahl ist groß, jedoch sind die meisten Angebote sehr teuer und kommen mit langen Wartezeiten. Manchmal zahlt die Krankenkasse, jedoch muss man bei solchen Stellen oft monatelang auf ein Erst-Gespräch warten.

Die Situation in den Krankenhäusern hat sich auch sehr verbessert, aber es gibt immer noch Menschen, die von ihrer schrecklichen Zeit in einem solchen Krankenhaus sprechen. Von Elektroschocktherapie zu tagelang angekettet an einem Bett sein zu zwangsausgezogen werden und bloßgestellt werden. Natürlich sind nicht alle Aufenthalte so und es gibt ehemalige Patienten, die sagen, dass ihnen der Besuch eines Krankenhauses sehr geholfen hat. Die Situation ist nicht mehr so schlimm wie sie war, doch wir sind noch lange nicht da, wo wir sein sollten. Nach Entlassung aus einer psychiatrischen Klinik ist das Suizidrisiko erhöht. Patienten, vor allem Männer, die an Depression litten, hatten das höchste Gesamtrisiko für Suizid nach einer Entlassung. Man ist wieder auf sich allein gestellt. Von einem Vollzeitaufenthalt plötzlich zum Alleinsein.

 

 

 

PSYCHISCHE GESUNDHEIT BEI JUGENDLICHEN HEUTZUTAGE

 

In der LGBTQ+ Community

Lgbtq+ Personen sind laut Statistiken stärker betroffen als andere. Sie sind 2,5-mal häufiger von Depressionen, Angstzuständen und Drogenmissbrauch betroffen als Heterosexuelle. In der Community ist im Alter von 10 bis 24 Jahren Selbstmord eine der häufigsten Todesursachen. Das Suizidrisiko ist noch höher bei afroamerikanischen, hispanischen, indischen oder gemischten Transgender-Personen. Die Rate der Suizidversuche bei lesbischen, schwulen und bisexuellen Jugendlichen ist viermal höher, und bei Jugendlichen, die ihre sexuelle Identität in Frage stellen, zweimal höher als bei heterosexuellen Jugendlichen.

 

Sie sind stärker betroffen, weil Transgender-Personen zum Beispiel höhere Arbeitslosen- und Armutsraten haben als Nicht-Transgender-Personen. Oder auch, weil Menschen in der LGBTQ-Community häufiger Opfer von Gewalt werden als heterosexuelle Menschen. Mit Homophobie, etc. kommt auch das Zerstören der mentalen Gesundheit von Lgbtq+ Personen.

 

 

Bei Schüler*innen generell

Laut einer Studie de Medizin-Uni Wien und der Donau-Uni Krems zeigen von rund 3000 Befragten 56 Prozent der Über-14-Jährigen eine depressive Symptomatik, die Hälfte zeigt Angstsymptome, 16% haben suizidale Gedanken.

Hier die Ergebnisse der österreichischen HBSC (Health Behaviour in School-aged Children)-Studie aus 2018 zur psychischen Gesundheit von Kindern und Jugendlichen.

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Man sieht, dass die Psyche der Jungen sich immer weiter verschlechtert. Der Stress nimmt mit den Schuljahren und den Anforderungen zu.

 

An den Schulen wurden in der Pandemie weder die Lernziele noch die Beurteilung maßgeblich angepasst. Ein Viertel der Eltern gibt an, dass ihre Kinder bei Tests oder Schularbeiten schlechter abschneiden als normalerweise. Es herrscht viel Stress, Druck und Angst und noch dazu kommen die fehlenden sozialen Kontakte, die fehlende Bewegung und mehr. Da ist es kein Wunder, dass die psychiatrischen Krankenhäuser seit Anfang der Pandemie immer öfter überfüllt sind.

 

MEINUNGEN

Ich finde es interessant, wie man das Alles an unserer Schule sehr merkt. Allein in unserer Klasse sind mindestens 30% auf irgendeiner Art und Weise psychisch erkrankt. Egal wo man ist, man findet immer irgendwo jemanden, der gerade Witze über seine mentale Gesundheit macht. Die Lehrer versuchen ab und zu ihre Schüler zu fragen, wie es ihnen geht und meistens ist die Antwort: gestresst. Müde. Dann sagen uns die Professoren, wir sollen den Lehrern doch sagen, wenn sie uns zu viel aufgeben. Doch wenn man ihnen dies dann sagt, ist ihre Antwort nur „ja das ist nun mal so auf einer höheren Schule. Wenn du damit nicht klarkommst, dann bist du hier vielleicht falsch.“

 

Ich persönlich finde, dass die Mentale Gesundheit eines durchschnittlichen Schülers sehr wohl durch die Schule beeinflusst wird. Warum sollten wir auch nicht beeinflusst werden? Wir verbringen täglich bis zu 11 Stunden im Unterricht und dies ist somit ein großer Teil unseres Lebens.

 -Schüler der HTL Rennweg

 

Die Situation der Jugendlichen ist prekär. Als ich vor drei Jahren an die HTL Eisenstadt kam, war noch eine ganz andere Stimmung messbar. Die SchülerInnen waren zumindest in ihrem Auftreten viel selbstbewusster und energetischer. So ein Ausdruck ist, nach einer Krisenzeit mit Pandemie und Lockdown, vergeblich. Auch MusterschülerInnen in meinem Umfeld haben sich mit Beginn der verheerenden Zeit in einen Leistungssturz begeben, den man ihnen niemals zugemutet hätte. Politisch betrachtet sage ich nur eine Zahl: 1000, auf so viele Schüler fällt im Durchschnitt nämlich nur eine einzige Schulpsychologin.

 -Albin G.

 

 

Quellen

https://courses.lumenlearning.com/wmopen-psychology/chapter/introduction-to-mental-health/

https://opentext.wsu.edu/abnormalpsychology/chapter/1-4-the-history-of-mental-illness/

https://www.tt.com/artikel/30782584/studie-psychische-gesundheit-von-schuelern-massiv-verschlechtert

https://www.sueddeutsche.de/bildung/schule-immer-mehr-schueler-leiden-unter-psychischen-erkrankungen-1.4183166

https://www.vienna.at/ak-studie-psychische-belastung-der-schueler-durch-coronakrise-weiter-gestiegen/6922401

https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/30758922/

https://www.pexels.com/de-de/foto/licht-fashion-mann-person-7277896/

 

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