Menschen und der Krieg

Ein Blog von Nicolas Kellner


 

Es scheint, als gab es seit der Geschichte der Menschheit keine Periode, in der nicht auf irgendeinem Fleck der Welt Krieg herrschte. Sei es der momentane Ukraine-Konflikt, der 2. Weltkrieg, die punischen Kriege, oder schon das Reich von Akkad, der Mensch hat gekämpft. Doch wieso?

Es gibt zwei große Theorien zur Gewalttätigkeit des Menschen. Thomas Hobbes behauptet, dass der Mensch von Natur aus ein konkurrierendes Wesen sei, woraus der „Krieg aller gegen alle“ resultiert. Jean-Jacques Rousseau hingegen meint, der Mensch sei natürlicher Weise friedlich und erst durch die Zivilisation entstand sein kriegerischer Geist, wie wir ihn heute noch kennen. Viele Anthropologen stimmen durch Studien an modernen primitive Völker Hobbes zu. Jedoch sind nicht viele dieser Konflikte, auf die besagte Anthropologen gestoßen sind als Krieg zu bezeichnen, viel mehr als Konflikte größerer Gruppen durch andere Auslöser (z.B. symbolische Gründe). Außerdem wird bei solchen Konflikten viel weniger getötet.

Die Art der Auseinandersetzung, bei der wirklich viel getötet wurde, war die der Raubzüge. Schon zur Zeit vor der Zivilisation haben sich menschliche Stämme überfallen, um größtenteils Essen und Frauen zu erlangen. Diese Form des Krieges ist der häufigste in der Geschichte der Menschheit. Dies weist auch auf den fundamentalen Grund in der Natur des Menschen hin. Jede Form des Lebens möchte überleben. Die zwei wichtigsten Faktoren des Überlebens sind Nahrung und Fortpflanzung und hierbei ist es realistisch, dass man für das eigene Überleben zu tödlichen Mitteln greift. Außerdem folgt auf Mord, wie zu erwarten, weiterer Mord. Wenn jemand den Freund einer Person tötet, ist es wahrscheinlicher, dass diese Person ihren Freund rächen möchte, vor allem in Zeiten vor den Menschenrechten.

Wir alle sind uns wahrscheinlich einig, dass Krieg etwas Schlechtes ist. So ungern ich Begriffe wie „gut“ und „schlecht“ verwende, deuten die zahlreichen Opfer und die Trauer und Zerstörung, ohne Vorteile darauf hin, dass Krieg fundamental negativ ist. Doch was wenn Krieg an sich den Ursprung der Zivilisation mit sich gebracht hat.

Generell schreibt man der agrarkulturellen Revolution den Beginn der Zivilisation zu. In verschiedensten Regionen auf der Welt haben Menschen angefangen nahrhafte Pflanzen anzubauen, wodurch sich immer mehr Menschen angesiedelt haben und letztendlich Städte entstanden sind. Doch es existiert die Idee, dass Menschen sich noch vor der Agrarkultur aus Gründen der Verteidigung zusammengetan und Lager gegründet haben, aus denen Städte entstanden sind. Der Anbau von Getreide hat an sich schon defensive Eigenschaften. Es ist wesentlich leichter bei Raubzügen Vieh zu stehlen als angebautes Getreide.

Außerdem braucht man für eine gute Verteidigung natürlich auch eine Armee. Doch für das Aufrechterhalten einer Armee braucht man wiederum ein gutes Mittel, diese zu bezahlen, wofür sich am besten das Plündern anderer Städte eignet. Durch diesen Zyklus haben sich Armeen rund um die Welt gebildet und somit auch Städte. In der Hinsicht hatte der Krieg vielleicht doch einen Vorteil.

Man kann dieses Fazit jedoch auch sehr pessimistisch betrachten. Auch wenn die medizinische Versorgung, Bildung und das Erhalten von Nahrung wesentlich besser geworden ist, kamen mit dem Fortschritt der Menschheit auch neue Probleme, die wir zu unserer nomadischen Zeit noch nicht hatten. Man kann also nicht unbedingt behaupten, dass der Mensch durch diese Weiterentwicklung unbedingt glücklicher geworden ist, was für viele Menschen als Hauptziel des Lebens gilt. Man sagt sogar, dass wir zu unserer nomadischen Zeit mehr Zeit für Fortpflanzung hatten und weniger Nahrungsknappheit, als bis vor relativ kurzer Zeit (auf das gesamte geschichtliche Spektrum bezogen „kurz“). Zusätzlich kann man behaupten, dass wir uns durch die Weiterentwicklung sogar mehr getrennt haben, von unserer ursprünglichen Lebensweise und der Natur. Und da man diese Weiterentwicklung dem Krieg zuschreiben kann, welcher noch mehr wissenschaftliche Durchbrüche mit sich gebracht hat, kann man zusammengefasst sagen, dass die kriegerische Natur des Menschen die Verdammnis des Menschen bedeutet und dass der Mensch dadurch nie für Größeres bestimmt war.

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