Geschichte Nintendo

Ein Blog von Radbauer Felix

Nintendo ist vielen als Videospielpublisher und Entwickler bekannt. Doch wie hat das japanische Unternehmen angefangen? Mehr dazu hier:

Nintendo, gegründet 1889 von Fusajiro Yamauchi in Kyoto als Hersteller von Hanafuda-Spielkarten, hat eine bemerkenswerte Reise hinter sich. Diese Hanafuda-Karten erfreuten sich in Japan großer Beliebtheit für Glücksspiele und soziale Zusammenkünfte. Trotz dieses anfänglichen Erfolgs geriet das Unternehmen während des Zweiten Weltkriegs in finanzielle Schwierigkeiten.

Ein Wendepunkt kam 1949, als der Enkel des Gründers die Firma übernahm.

In den 1960er Jahren wagte Nintendo den Schritt in die Herstellung von Spielzeugen und feierte mit Produkten wie der Ultra Hand erste große Erfolge. Doch der entscheidende Schritt in die Zukunft sollte mit dem Einstieg in die Elektronik- und Videospielbranche erfolgen. Der Protagonist dieser neuen Ära war Shigeru Miyamoto, der 1977 als Grafikdesigner zu Nintendo kam. Miyamoto hatte Industriedesign studiert und war ein kreativer Geschichtenerzähler. Seine erste große Chance erhielt er, als Nintendo nach einem Flop mit dem Arcade-Spiel Radar Scope dringend einen neuen Hit benötigte. 1981 entwickelte er dann Donkey Kong, in dem auch Jumpman, später bekannt als Mario, seinen ersten Auftritt hatte. Und der Rest ist Geschichte.

Nintendos Erfolg im Heimkonsolenmarkt startete mit der allerersten Konsole im Jahr 1983. Zu diesem Zeitpunkt befand sich die Videospielindustrie in den USA und vielen anderen Teilen der Welt auf einem absoluten Tiefpunkt. In den Jahren zuvor hatten Hersteller wie Atari mit dem Atari 2600 große Erfolge erzielt, doch der Markt war bald übersättigt. Es gab zu viele Hersteller und der Markt war so stark überflutet, dass viele Unternehmen Konkurs anmelden mussten. Nintendo betrat den Markt also zu einer Zeit, als viele Menschen Videospiele für ein vorübergehendes Phänomen hielten

Trotz dieser düsteren Lage entschloss sich Nintendo, den Schritt zu wagen und eine Heimkonsole auf den Markt zu bringen. 1983 brachte das Unternehmen das Famicom in Japan auf den Markt, eine Konsole, die später als NES (Nintendo Entertainment System) weltweit bekannt wurde. Das Famicom (Family Computer) war ein echter Gamechanger, und der Grund dafür lag nicht nur in seiner Technik, sondern vor allem in Nintendos Strategie, die sich von anderen Herstellern abgrenzte. Nintendos Lizenzierungssystem war eine völlig neue Idee. Anstatt einfach jedem Entwickler zu erlauben, Spiele für das Famicom zu produzieren, lizenzierte Nintendo nur bestimmte Hersteller, die ihre Spiele auf der Konsole veröffentlichen durften. Diese Maßnahme diente nicht nur dazu, das Unternehmen vor einer Übersättigung des Marktes zu schützen, sondern auch, um eine höhere Qualität der Spiele zu gewährleisten.

Nach dem Erfolg des Nintendo Entertainment Systems in den 80er Jahren wuchs Nintendo zu einem internationalen Giganten der Videospielbranche heran. Das NES, das ’83 in Japan und ’85 in Nordamerika erschien, verkaufte sich bis 1990 über 30 Millionen Mal und machte Nintendo zum Marktführer. Klassiker wie Super Mario Bros. und The Legend of Zelda trugen maßgeblich zum Erfolg bei. Doch die Konkurrenz schlief nicht: Sega brachte 1988 die Sega Genesis auf den Markt und lieferte sich mit Nintendo den wohl ersten richtigen Konsolenkrieg. Besonders mit dem Erfolg von Sonic wurde Sega zu einem ernsthaften Rivalen. Nintendo konterte 1990 mit dem Super Nintendo Entertainment System (SNES), das technisch verbessert war und mit Spielen wie Super Mario World, Zelda: A Link to the Past und Super Metroid dominierte. Bis 1992 hatte das SNES 50 Millionen Einheiten verkauft und sich als führende Heimkonsole etabliert.

Und als ob das nicht genug wäre, kam 1989 auch noch der Game Boy hinzu. Dieser sollte später, mit großer Hilfe von Pokémon, 118 Millionen Verkäufe erzielen. Damit legte Nintendo den Grundstein für seine lange Dominanz im Handheld-Segment.

Doch dann, 1994, erschien die Sony PlayStation, eine technisch überlegene Konsole mit CD-Technologie, die Nintendo unter Druck setzte. Während Sony den Markt eroberte, hielt Nintendo an der teureren Cartridge-Technologie fest, was langfristig Nachteile brachte. Dennoch konnte sich Nintendo behaupten, indem es seinen Fokus auf innovative Spiele und ikonische, familienfreundliche Erlebnisse setzte. Während Sega und andere Konkurrenten zunehmend Marktanteile verloren, bewies Nintendo immer wieder seine Fähigkeit zur Erneuerung und blieb ein führender Akteur in der Videospielbranche. Obwohl Nintendo über Jahrzehnte hinweg als Innovationsführer galt, musste das Unternehmen auch Rückschläge hinnehmen, besonders in der Konkurrenz zu Sony und Microsoft. Die Nintendo 64 brachte zum ersten Mal 3D-Spiele wie Super Mario 64 und The Legend of Zelda: Ocarina of Time hervor. Doch Nintendos Entscheidung für Cartridges statt CDs führte zu höheren Produktionskosten und weniger Speicherplatz. Die PlayStation nutzte dagegen die günstigere CD-Technologie, was viele Entwickler zum Wechsel bewegte. Das Ergebnis: Die PS1 verkaufte über 102 Millionen Einheiten, während die N64 nur 32 Millionen erreichte.

Mit dem GameCube versuchte Nintendo, sich gegen die PS2 und Xbox zu behaupten. Doch Sony gewann mit der PS2 und ihrer DVD-Funktionalität den Markt. Microsoft etablierte mit Halo und Xbox Live den Online-Multiplayer. Nintendo setzte auf Mini-DVDs, was den Speicher begrenzte und Entwickler abschreckte. Die Verkaufszahlen blieben bei 21 Millionen Einheiten, während die PS2 mit 155 Millionen dominierte.

Nach dem phänomenalen Erfolg der Wii mit 100 Millionen Verkäufen scheiterte der Nachfolger Wii U komplett. Der Tablet-Controller verwirrte viele Kunden, die dachten, es sei nur ein Zubehör für die Wii. Zudem fehlten starke Online-Dienste und Grafikpower, wodurch die Konsole gegenüber der PS4 und der Xbox One ins Hintertreffen geriet. Die Wii U verkaufte sich nur 13 Millionen Mal, während die PS4 über 110 Millionen erreichte.

Doch dann kam das Comeback mit der Switch. Nach der Wii U-Pleite erfand sich Nintendo mit der Switch neu. Die Hybridkonsole vereinte Handheld- und Heimkonsolen-Gaming und war ein voller Erfolg. Exklusive Spiele wie Zelda: Breath of the Wild und Super Mario Odyssey befeuerten den Hype. Die Switch verkaufte sich bis heute über 150 Millionen Mal und brachte Nintendo zurück an die Spitze.

Eins muss man Nintendo lassen: Sie haben immer ihr eigenes Ding gemacht. Und wenn einer für Innovation steht, dann sie. Während der PlayStation-Controller in den ersten fünf Generationen nur geringfügige Änderungen erfuhr (wie das Vibrieren der Trigger), wagte Nintendo immer wieder radikale Neuerungen: vom zusätzlichen Steuerkreuz am SNES-Controller über das einzigartige Gefühl des GameCube-Controllers bis hin zur revolutionären Bewegungssteuerung der Wii-Remote und dem Display im Controller der Wii U. Mit der Switch wurde das Hybridkonzept perfektioniert.

Der Blick in die Zukunft mit der Nintendo Switch 2 bleibt spannend. Laut verschiedenen Leaks und Analysenberichten könnte sie bereits 2025 erscheinen und möglicherweise eine bessere Auflösung und flüssigere Frame Rate bieten sowie die Abwärtskompatibilität zu Switch 1-Spielen gewährleisten. Doch der Teaser zur neuen Konsole erweckt den Eindruck einer “etwas besseren Switch”. Ob Nintendo mit Cloud Gaming, VR oder einem völlig neuen Konzept überraschen wird, bleibt abzuwarten. Solange sie jedoch weiterhin ihre Marios, Zeldas und Pokémons veröffentlichen, dürfte der Erfolg nicht lange auf sich warten lassen.

Von den bescheidenen Anfängen als Spielkartenhersteller hat Nintendo eine beispiellose Transformation durchlaufen und sich immer wieder neu erfunden. Trotz Rückschlägen und harter Konkurrenz hat das Unternehmen seine Fähigkeit bewiesen, innovative Hardware und unvergessliche Spielerlebnisse zu schaffen und so seine Relevanz in der sich ständig wandelnden Gaming-Welt zu bewahren. Die Geschichte von Nintendo ist eine Geschichte von Mut, Kreativität und dem unermüdlichen Streben nach einzigartigen Unterhaltungserlebnissen.

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