Ein Blog von Christoph Schwarzl
Sokrates (geboren 469 v. Chr. Athen, gestorben 399 v. Chr. Athen) gilt unter vielen als Begründer der Philosophie, jedoch ist er eine der rätselhaftesten Figuren des antiken Griechenlands. Sokrates verfasste keinerlei Werke, daher stammt alles Wissen über ihn aus den Schriften seiner Zeitgenossen und Schüler, allen voran sein berühmtester Schützling Platon.
Dies macht es extrem schwer exakte Aussagen über den griechischen Philosophen zu treffen. Jeder Jurist wird jedoch bestätigen können, dass seine „sokratische Methode“, auch „Mäeutik“ oder „Hebammenkunst“ – ein interrogativer Diskurs zur Erörterung von Problemen und möglichen Lösungen – heutzutage noch genauso oft praktiziert wird wie im antiken Athen, als der große Denker alles und jeden infrage stellte. Weiters gilt er als Begründer der autonomen Ethik.
Sokrates Leitspruch lautet „Ein Leben, das nicht Fragen ist, ist kein menschenwürdiges Leben.“ Und so machte er sich daran, alle Aspekte des Lebens in Athen zu hinterfragen. Angeblich soll das Orakel von Delphi Sokrates einst als weisesten Mann in ganz Athen bezeichnet haben. Sokrates selbst definierte Weisheit durch das Vermögen seine eigene Unwissenheit erkennen zu können. Umgangssprachlich und überspitzelt könnte man sagen: „Kluge Menschen wissen, dass sie nichts wissen“. Sokrates selbst sagte einst: „Ich weiß, dass ich nichts weiß“. Der Grieche war bekannt dafür sich nicht um sein Äußeres gekümmert zu haben. Oft lief er tagsüber barfuß und ungewaschen umher, trug kaum mehr als seine Schlafsachen und sein Haar war lang und ungekämmt.
Unter den jungen, mächtigen und wohlhabenden Athenern gab es viele, die ihm folgten. Aber er hatte mindestens genauso viele Kritiker. Insbesondere mit den Sophisten, Männern mit besonderen theoretischen oder praktischen Kenntnissen, lieferte er sich hitzige Wortgefechte. Die umherziehenden Gelehrten und Lehrer unterrichteten – gegen eine Gebühr – junge Athener in der Rhetorik, die sie auf dem politischen Parkett brauchten. Sokrates missbilligte, dass sie ihr Wissen nur gegen hohes Geld teilten. Aristophanes, ein griechischer Komödiendichter welcher zur gleichen Zeit wie Sokrates lebte, bezeichnete den berühmten Philosophen in seinem Stück „Die Wolken“ als sehr unansehnlich und charakterlich völlig abgehoben.
Im Jahr 339 v. Chr. klagte man Sokrates wegen Gottlosigkeit an und weil er die Jugend Athens verderben würde, das lag nicht nur an den Taten einiger seiner Anhänger, sondern auch an seinen Ideen des Individualismus, welche für die damaligen Zeiten zu revolutionär wirkten.
Anstatt zu fliehen oder seinen Ansichten abzuschwören, akzeptierte Sokrates seine Strafe: Tod durch Gift. Seine letzten Tage verbrachte er damit, seine Freunde zu besuchen, ehe er den giftigen Schierlingsbecher trank. Wie Plato berichtete, schienen „seine Worte und sein Benehmen froh, als er nobel und ohne Angst verstarb“. Im Leben wie im Tod hatte sich Sokrates als kühn und inspirierend hervorgetan und hinterließ ein geistiges Erbe, das die folgenden Jahrtausende prägte.
Quellen:
https://www.lernhelfer.de/schuelerlexikon/geschichte/artikel/sokrates
https://de.wikipedia.org/wiki/Sophisten