Ein Blog von Lorena Oroz
Immer häufiger sieht man vor allem auf sozialen Medien Menschen, meist Frauen, die in irgendeiner Art eine Schönheits-OP hatten und dies offen preisgeben. Wie dieser neue Trend entstand, gefördert wird und welche Risiken er mit sich bringt, wird im untenstehenden Text erklärt.
Fakten
In den letzten zehn Jahren gab es einen enormen Anstieg der Nachfrage von chirurgischen und nicht-chirurgischen Schönheitsoperationen weltweit. Im Jahr 2010 gab es vierzehn Millionen Schönheitsprozeduren, im Jahr 2019 stieg diese Zahl auf rund 25 Millionen weltweit (7,4% Anstieg). Die seit Jahren beliebtesten chirurgischen Operationen sind Brustvergrößerung, Fettabsaugung, Augenlidchirurgie, Bauchdeckenstraffung und Rhinoplastik (Nasenkorrekturen). Gesäßvergrößerungen haben 2019 ein Nachfragewachstum von 38,4%, und seit dem Jahre 2015 einen prozentualen Anstieg von 65,9. Bemerkenswert ist die Ausbreitung von sozialen Medien wie Instagram, die zeitgleich des Trends erfolgt.
Gründe für den Trend
Ein Grund für den steigenden Trend ist, dass der Zugang von Informationen bzw. Ärzten/Kliniken durch die Digitalisierung bzw. die Globalisierung vereinfacht wird. Somit kann man einfacher in z.B. die Türkei reisen, um dort billiger eine Prozedur an sich machen zu lassen.
Ein weiterer Grund ist die Werbung und Vorbildfunktion von Influencern. Vor allem weibliche Influencer zeigen öffentlich auf ihren sozialen Medien ihre eigenen Schönheitsoperationen. Viele bewerben auch die Kliniken, in denen sie unters Messer gegangen sind und bieten sogar Rabattgutscheine an oder machen Verlosungen für eine Prozedur. In einer Studie von 2019 wurden einer Gruppe von Frauen Bilder von anderen Frauen mit kosmetischen Operationen oder stark bearbeitenden Bildern auf Instagram gezeigt und im Nachhinein wurden den teilnehmenden Frauen Fragen gestellt. Die Studie erweist, dass Instagram Frauen beeinflusst, an sich Schönheitsoperationen zu verrichten. Eine weitere Studie von 2012 zeigt, dass Frauen, die mehr Fernsehen schauen und des Weiteren, eher dazu neigen, Schönheitseingriffe an sich durchführen zu lassen.
Aber nicht nur Influencer sind verantwortlich für den Trend, sondern auch die sozialen Medien selbst. Die durch Filtern änderbaren Merkmale einer Person beeinflusst sie direkt, indem sie das Erscheinungsbild “verbessern“ und dem Benutzer Glauben schenken, etwas an sich kosmetisch verändern lassen zu müssen. Auch die Brennweite eines Handys zeigt nicht die wirkliche Darstellung eines Menschen. Z.B. scheint die Nase, da sie weiter vorne ist, größer als sie in Wirklichkeit ist. Dies nennt man „Snapchat-/Selfiedismorphia“. Im Jahr 2019 haben 72% der „American Academy of Facial Plastic and Reconstructive Surgery“ Teilnehmer angegeben, Patienten haben einen Eingriff gewollt, weil sie unter anderen in Selfies besser ausschauen wollen.
Risiken und Folgen
Chirurgische Operationen wie gezielte Rippenentfernung, Fettabsaugung, Nasenkorrekturen etc. können zu nachfolgenden Schäden führen, falls diese nicht fehlerfrei laufen. Derzeit ist der „Brazilian Butt Lift“, kurz BBL, ein verbreitend wachsender Eingriff, der unter anderem Prominenten wie Kylie Jenner oder Kim Kardashian, die angeblich einen BBL hatten, an Popularität zu verdanken hat. Auf TikTok gibt es dutzende Videos von jungen Frauen, die deren BBLs mit kurzen Videos zeigen. Beim „Brazilian Butt Lift“ wird Eigenfett vom Körper entzogen und in den Hintern eingespritzt. Man kann nach einem BBL wöchentlich nicht sitzen und muss zwangsweise auf dem Bauch schlafen, da sonst die Schmerzen zu stark wären. Allerdings führt eine solche Operation zum Tod, indem beim Einführen des Fettes versehentlich eine Vene getroffen wird, denn dies folgt zu einer Embolie. Eine Studie aus 2017 in der fast 5000 Chirurgen anonym befragt wurden, kommt zum Entschluss, dass die Sterblichkeit bei einer BBL-OP zwischen 1:6000 und 1:2000 liegt. Auch nicht-chirurgische kosmetische Verfahren tragen Risiken mit sich. Bei z.B. Hyaluron-Injektionen kann man Nerven und Gefäße verletzen und dessen Folge beispielsweise erblinden, falls man ein Augengefäß trifft oder die Nase stirbt ab, weil man sich mittels Injektion den Nasenrücken aufbauen will und diese nicht mehr durchblutet wird (Nekrose). Dazu baut sich Hyaluron nicht von allein ab, verrutscht lediglich und bleibt teilweise Jahre lang im Körper.
Schönheits-OPs und Feminismus
Oftmals wird bei kosmetischen Eingriffen und Operationen bei Frauen gemeint, dass sie ja selbständig diese Entscheidung getroffen haben und sie sozusagen “empowered“ sind. Allerdings muss man sich fragen, warum es zu dieser Entscheidung kam. Durch dir tägliche Nutzung von sozialen Medien werden wir stark beeinflusst. Viele Betriebe nutzen den Feminismus für Marketingzwecke und profitieren von den Unsicherheiten von Menschen, indem diese durch soziale Medien, Influencern, Kapitalismus etc. hervorgebracht werden. Vor allem bei lebensbedingten Operationen stellt diese Bewegung ein Problem da.
Quellen:
- https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/29506052/
- https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC5846701/
- https://www.aafprs.org/Media/Press_Releases/Selfies%20Endure%20February%2027,%202020.aspx
- https://link.springer.com/article/10.1007/s12144-019-00282-1
- https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC3513261/
- https://www.isaps.org/wp-content/uploads/2020/12/ISAPS-Global-Survey-2019-Press-Release-German.pdf
- https://de.statista.com/statistik/daten/studie/702578/umfrage/laender-mit-der-hoechsten-anzahl-an-schoenheitsoperationen/