Ein Blog von Alexander Vollmann.
Stellen Sie sich vor, Ihre bestellten Pakete würden mithilfe einer Drohne direkt auf Ihren Balkon oder gar direkt in Ihre Arme geliefert werden. Revolutionär, nicht? Leider ist eine individuelle Lieferung bis nach Hause eher unwahrscheinlich. In weiterer Folge erfahren Sie, wofür (Logistik-)Drohnen tatsächlich geeignet sind.
Seit einigen Jahren sind Freizeitdrohnen sehr gefragt und in zahlreichen Ausführungen und Preisklassen erhältlich. Im Bereich der Logistik sind diese noch nicht so ausgeprägt. Sie kommen zwar bereits in Lagerhallen zum Einsatz, um beispielsweise automatisierte Hochregallager zu optimieren, zu alltäglichen Einsätzen in der Außenwelt ist es bis jetzt jedoch noch nicht gekommen. Logistikunternehmen und Online-Händler wie z.B. DHL oder Amazon arbeiten schon einige Jahre an einem Konzept, um schnelle und sichere Lieferungen zu gewährleisten, Experten zweifeln jedoch am Durchbruch der Drohnen für das alltägliche Zustellen von Paketen.
Laut ihnen sei die Lieferung von Paketen oder Essen auf den eigenen Balkon reine Utopie. Sie haben die Annahme, dass sie lediglich für feste Flugkorridore, wie z.B. von der Lagerhalle zur lokalen Verteilerstation und generell nur im innerbetrieblichen Bereich zum Einsatz kommen würden.
Was sind Drohnen überhaupt?
Drohnen sind moderne, unbemannte Luftfahrzeuge, die zur Klasse der Helikopter gehören. Sie werden von einem Elektromotor betrieben, der mehrere, sich auf gleicher Ebene befindenden Propeller antreibt. Gesteuert werden sie über eine Fernsteuerung oder über einen Computer.
Der Hauptanwendungszweck für Drohnen ist die Aufnahme von Bildern oder Videos aus der Luft, sowohl kommerziell (sprich: Filmproduktion), als auch hobbymäßig. Wie oben bereits erwähnt könnten die Drohnen der Zukunft aber auch bei der Paketzustellung eine Rolle spielen.
Wie funktioniert die Paketzustellung per Drohne?
Einige Unternehmen beteiligen sich bereits an der Entwicklung und am Einsatz von Logistikdrohnen – vor allem der Shopping-Konzern Amazon und die Giganten Google und Facebook (Meta) investieren und forschen in diesem Gebiet. Die Funktionsweise der Paketzustellung per Drohne ist grundsätzlich einfach zu erklären:
- Die Drohne nimmt das Paket auf bzw. ein Arbeiter oder ein Roboter belädt sie.
- Die Drohne steigt auf eine gewisse Höhe und fliegt über eine im Vorhinein berechnete Route zum Lieferort.
- Dort setzt die Drohne das Paket sanft ab und macht sich auf den Weg zurück ins Lagerhaus.
Selbstverständlich steckt ein gigantischer Haufen Technik hinter dem Prinzip. GPS, Sensoren, Kameras etc. sorgen für eine zielgerichtete und vor allem sichere Zustellung. Die kürzeste Flugroute wird automatisch berechnet und flugrelevante Daten wie z.B. das Wetter werden während des Fluges gesammelt.
Amazon denkt bereits einen Schritt weiter und möchte es möglich machen, Drohnen mit Smartphones zu verbinden. Dadurch könnten Kunden ihren exakten Standort an eine Drohne schicken, damit diese sogar punktgenaue Lieferungen durchführen könnte. Mit dem jetzigen Stand der Technik: (noch) unrealistisch.
Vor- und Nachteile
Grundsätzlich liegen die Vorteile auf der Hand:
- Die Zustellung erfolgt vollautomatisiert, geräuschlos und ohne Umwege.
- Schwer zugängliche Orte bzw. Wohnungen in hohen Stockwerken werden problemlos erreicht.
- Drohnen entlasten die herkömmlichen Transportwege und reduzieren damit Zustellzeiten.
- Durch ihre rein elektrische Antriebsart sind Drohnen umweltschonender als geläufige Transportmittel
Leider gibt es aber auch Nachteile im Bereich der Logistikdrohnen:
- Drohnen sind witterungsanfällig, insbesondere bei Wind und Niederschlag.
- Drohnen sind eine Gefahr für Insekten, Vögel, Hobbysportler und sogar Flugzeuge (z.B. beim Landen oder Starten).
- Eine defekte, abstürzende Drohne stellt eine große Gefahr dar.
- Es ist eine strenge Regelung und Überwachung des Luftraums für Drohnen notwendig.
- Der Technologie ist generell noch stark limitiert. Bis jetzt können nur Kurzstrecken geflogen und Pakete mit einem Gewicht von max. 2,5 Kilogramm transportiert werden.
- Selbstverständlich könnten manche Drohnen auch unkontrollierbar für Spionagezwecke eingesetzt werden.
Technische Hindernisse
Bislang reichen die technischen Möglichkeiten von Drohnen noch nicht aus, um Pakete mit einem Gewicht von über 2,5kg zu transportieren und längere Strecken zurückzulegen (über 20km). Es bleibt jedoch nur eine Frage der Zeit, bis die Technologie fortgeschritten genug ist, um die möglichen Einsatzgebiete von Logistikdrohnen auszuweiten. Das noch größere Problem stellt jedoch die Witterungsanfälligkeit von Drohnen dar – bei etwas stärkerem Wind und/oder Niederschlag ist das Fliegen von Drohnen bisher quasi unmöglich.
Rechtliche Bedenken
Selbstverständlich muss auch die aktuelle Gesetzeslage und deren Entwicklung berücksichtigt werden, welche der Logistikdrohnen nicht gerade in die Karten spielt. Über längere Strecken sind Drohnen in Deutschland, Österreich und vielen anderen Staaten nämlich nicht zugelassen. Für eine solche Zulassung muss eine spezifische Aufstiegserlaubnis eingeholt werden, da Drohnen, falls sie sich im kontrollierten Luftraum bewegen (und das wäre notwendig) von der Flugsicherung dauerüberwacht werden müssen. Demzufolge wäre es erforderlich, dass alle Drohnen in der Nähe von Flughäfen und Hubschrauberlandeplätzen für jeden einzelnen Flug eine individuelle Genehmigung erhalten, da sich nur so nahezu vollständige Sicherheit im Luftraum gewährleisten lässt. In Großstädten mit Drehkreuzflughäfen wie z.B. Frankfurt am Main oder London ist diese Art der Paketzustellung also großflächig gar nicht möglich.
Weiters müssen sich Drohnen immer in Sichtweite des Piloten befinden, was bei der Paketzustellung ein deutliches Problem darstellt. Außerdem sind Nachtflüge und die Wahl der Fluglinie über Personen verboten, das schließt eine Lieferung bis vor die Haustür bzw. auf den Balkon vorerst leider aus. Wie sich die rechtliche Situation weiterentwickelt, hängt stark von den Stärken und Schwächen der Logistikdrohnen ab.
Die Paketzustellung per Drohne hat also nur eine Zukunft, wenn es gelingt, die Witterungsabhängigkeit in den Griff zu bekommen und die rechtliche Situation zu klären.
Fazit
Aufgrund der technischen und rechtlichen Schwierigkeiten glauben Experten nicht an die Paketzustellung per Drohne im Alltag, zumindest mit dem jetzigen Stand der Technik. Selbstverständlich gäbe es einige Vorteile der Logistikdrohnen, das Beanspruchen des Luftraums, die dadurch notwendige ständige Überwachung und das Gefahrenpotential sind hier jedoch zu groß.
Ich persönlich finde das Prinzip der Paketauslieferung mit Drohnen wahnsinnig interessant und würde es auch in Betracht ziehen, später in diesem Bereich zu arbeiten. Ich bin gespannt, wie sich die Technologie weiterentwickelt und ob eine Zulassung der Drohnen im Alltag jemals stattfinden wird.
Quellen:
https://de.wikipedia.org/wiki/Unbemanntes_Luftfahrzeug (23.01.2022)
https://de.wikipedia.org/wiki/Logistikdrohne (23.01.2022)
https://www.kennstdueinen.de/magazin/kommt-die-paketzustellung-per-drohne-das-fuer-und-wider/ (23.01.2022)
https://www.notebookcheck.com/fileadmin/Notebooks/News/_nc3/DHL_Drohne_t290916.jpg
https://pixabay.com/de/illustrations/hammer-richter-verhandlung-urteil-3183166/